Das Dorf Viscri / Deutsch-Weisskirch ist bekannt und beliebt. Aber was genau hat es mit diesem Dorf auf sich? Warum trägt es zwei Namen und was hat Prinz Charles mit diesem kleinen Dorf in Rumänien zu tun? Es handelt sich um eine interessante Thematik und um ein Dorf der Beschaulichkeit und der Einkehr.
Inhaltsverzeichnis
Die Geschichte
Obwohl in Rumänien befindlich, trägt Viscri / Deutsch-Weisskirch auch einen deutschen Namen. Das hat mit den Siebenbürger Sachsen zu tun, eine deutschstämmige Minderheit innerhalb von Rumänien, die das Dorf Ende des 12. Jahrhunderts gegründet hatten. Die erste urkundliche Erwähnung datiert auf das Jahr 1185.
Die Siebenbürger Sachsen gründeten das Dorf und errichteten sächsische Höfe und bewirtschafteten diese über die letzten Jahrhunderte. Diese Höfe sind auch heute noch sichtbar und werden von Nachfahren und von den rumänischen und ungarischen Bewohnern instand gehalten.
Nach dem Fall des kommunistischen Regimes 1989/90 begann der Auszug vieler Familien und Menschen der Siegenbürger Sachsen und inzwischen ist die Rede davon, dass sich diese Epoche dieser Sachsen nun dem Ende zuneigt. Die meisten ziehen nach Deutschland und 2009 lebten noch etwa 36 Siebenbürger Sachsen in Viscri / Deutsch-Weisskirch.
Aktuelle Entwicklung
Die wichtigste Entwicklung der letzten Zeit – und jene mit der größten Tragweite – war wohl die Aufnahme des Dorfkerns und der Kirchenburg ins UNESCO-Weltkulturerbe. Das ist nicht nur eine regelrechte Adelung und Wertschätzung, sondern ein Katalysator für den Tourismus.
Und dieser Tourismus nimmt immer weiter zu. Man möchte meinen, dass es den Einwohnern gefällt, was da passiert, doch es ist ein zweischneidiges Schwert. Die Bewohner mögen es, mehr Einnahmen generieren zu können, doch zu viele Touristen parken auch alles zu und mit all den Besuchern steigen auch die Preise. Zu viel des Guten kann also auch schlecht sein und einige Bewohner haben Sorge, dass es zu viel wird und man zu einem reinen Touristen-Hotspot wird und das eigentliche Lebensgefühl auf der Strecke bleibt.
Viel arbeit
Die Bewohner versuchen aber trotzdem, weiter ihr Leben zu leben, ihre Herden und einzelnen Kühe grasen zu lassen. Roma werden Kühe vermietet und sie können sie grasen lassen. Es ist ein Miteinander in einer abgeschiedenen und naturnahen Idylle, wo man voneinander abhängig ist und sich gegenseitig hilft, da einem ja auch selbst geholfen werden soll.
Wie oben schon erwähnt, versuchen die verbliebenen Bewohner die alte Bausubstanz zu bewahren und den Charme und den eigenen Charakter von Viscri / Deutsch-Weisskirch zu bewahren. Denn das ist nicht nur Einnahmequelle durch Tourismus, sondern einfach auch Identität, Heimat, das eigene Leben.
Das Dorf wird von den Menschen aber nicht nur erhalten, sondern auch weiter und weiter entwickelt. Der nächste Plan ist, eine Käserei zu gründen und damit aus dem Dorf heraus selbst etwas für die Einwohner geschaffen werden kann. Bislang ist das Gebäude schon gekauft und hier werden wohl noch einige Entwicklungen in der Zukunft kommen. Die wirtschaftliche Lage des Dorfes war wohl nie die beste, aber die Einwohner wissen sich zu helfen und wissen, wie man ein Dorf lebenswert hält.
Was macht Viscri / Deutsch-Weisskirch so besonders?
Dieses Dorf, was so unscheinbar und abgeschieden wirkt, hat so viele Besonderheiten, die man gar nicht erahnen würde, wenn man sie nicht wüsste.
So hat das Dorf auch schon mehrfach den jetzigen König Charles von Großbritannien beherbergt und er ist in diesem Dorf engagiert. Sogar ein Haus hat er hier und das wird auch an andere Menschen vermietet; auch wenn es nicht immer auf Zustimmung der Einwohner stößt. Aber König Charles war hier, engagiert sich und unterstützt Stiftungen, die sich ebenfalls um den Erhalt der Bausubstanz kümmern.
In Viscri / Deutsch-Weisskirch ist es auch so schön, im Einklang mit der Natur zu leben, mit der Verbundenheit zwischen den Menschen und den Menschen und den Tieren, die hier gehalten werden und grasen. Wenn man irgendwo zur Ruhe kommen kann, dann wohl hier. Wenngleich der Tourismus den Einwohnern gelegentlich zu viel wird, kann sich ein Besuch wirklich lohnen. Man lernt die Menschen, die Natur, die frische Luft und die Geschichte des Dorfes kennen.
Und auch das ist etwas Besonderes an diesem Dorf. Es hat eine ungewöhnliche und bewegte Geschichte. Man findet nicht sehr oft ein Dorf, was so sehr von deutschstämmigen Menschen geprägt oder – in diesem Fall – sogar gegründet wurde. Und noch immer bemüht man sich, die Höfe der Sachsen zu erhalten und in ihrer ursprünglichen Form zu bewahren. Für die Nachwelt sollen sie erhalten bleiben und man will die Geschichte des Dorfes nicht verleugnen oder umschreiben, sondern sie leben und zu einem Teil der Gegenwart machen. Bislang ist das den Menschen in Viscri / Deutsch-Weisskirch gelungen; allen Veränderungen, der UNO und König Charles zum Trotz.
Fazit
Viscri / Deutsch-Weisskirch ist ein Dorf für sich und vermutlich gibt es kein anders Dorf, das so ist. Vor fast 1000 Jahren von Siebenbürger Sachsen gegründet, erlebte es Ende des 20. und im 21. Jahrhundert einen großen Erfolg mit der Aufnahme ins Weltkulturerbe. Damit kam dann auch der Tourismus und selbst der jetzige König Charles von Großbritannien ist in diesem kleinen Dorf mit nicht mal 500 Einwohnern engagiert.
Die Menschen leben zusammen, helfen einander, vermieten sich Tiere, wollen eine Käserei errichten und bewahren die Bausubstanz des Dorfes, damit die Geschichte erhalten bleibt.
Der Tourismus hat Viscri / Deutsch-Weisskirch ebenfalls entdeckt und mit diesem gehen Bewohner unterschiedlich um. Die einen mögen es, die anderen haben Angst, dass damit das Lebensgefühl verloren gehen könnte.
Dennoch ist dieses Dorf für Touristen einen Besuch wert. Insbesondere dann, wenn man Ruhe braucht, Erholung sucht und Einklang mit der Natur. Ist das das Ziel, dann ist Viscri / Deutsch-Weisskirch genau der Ort, an den man gehen kann. Es ist ein kleines und unscheinbares Dorf, doch es hat seinen Grund, warum die UNO es zum Weltkulturerbe erklärt hat und warum sich Charles hier engagiert. Es ist ein wunderschönes Dorf und die Menschen fühlen sich hier wohl. Als Tourist sollte man den Menschen, die dort wohnen, das Gefühl auch lassen. Damit ist dieses Dorf nicht nur ein Dorf der Geschichte und der deutschstämmigen Minderheit, sondern dann hat es auch noch eine Menge Zukunft und Entwicklung vor sich, ohne die eigene Geschichte zu verdrängen oder umzuschreiben.